Kartierung der Brutvögel in den Schaffhauser Rebbergen

Auskunft und Information: Stephan Trösch

Die «Wiederentdeckung» der Schaffhauser Rebbergen

Mit dem Ende der 1980er Jahre lancierten Projekt zur Wiederansiedelung des Rebhuhns und den damit verbundenen grossflächigen Massnahmen zur Schaffung ökologischer Ausgleichsflächen stand das Gebiet der «Widen» Neunkirch SH über Jahrzehnte im Zentrum des ornithologischen Interesses. Aus den nahen Schaffhauser Rebbergen stammten daher wohl eher wenige Vogelbeobachtungen, obschon es mehrere Gründe gegeben hätte, sich dem Gebiet näher zu widmen. Einer davon war das Brutvorkommen der Heidelerche, welches offenbar bis Mitte der 1990er-Jahre etabliert gewesen schien (Nabulon et al., 2003). Erst 2014, während den Kartierungen zum Schweizerischen Brutvogelatlas 2013-2016, wurde in den Reben von Oberhallau wieder eine singende Heidelerche entdeckt. In den Folgejahren schien sich die Art im ganzen Perimeter wieder auszubreiten, mit rund 6-8 Revieren. In den Jahren 2017 und 2018 kartierte Stephan Trösch im Auftrag der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und des Planungs- und Naturschutzamtes Schaffhausen (PNA) sämtliche Brutvögel in den Rebbergen zwischen Oberhallau und Trasadingen. Zudem führt er 2021 führt im Auftrag des PNA ein Vorprojekt mit der Kartierung der Heidelerche durch. Ihm soll 2022 ein alljährliches Monitoring folgen.

Hohe Artenvielfalt dank Lebensraumvielfalt

Der rund 560ha umfassende Rebberg-Perimeter im Klettgau ist Lebensraum von gegen 70 Brutvogelarten. Der Feldsperling , der Hausrotschwanz und die Amsel zählen mit 87 bzw. 85 Revieren zu den mit Abstand häufigsten Vogelarten. Sie profitieren von den zahlreichen (nicht gleichmässig verteilten) Rebhäuschen mit guten Nistgelegenheiten. Ausdruck der vielfältigen Lebensraumstruktur in den Rebbergen sind auch die Heckengürtel mit ihren Habitatnutzern Amsel (83 Reviere), Mönchsgrasmücke (69 Reviere), Gartengrasmücke (16 Reviere) und Goldammer (60 Reviere). Von den eingestreuten Brachen mit Dornenhecken profitieren u.a. die Dorngrasmücke (5 Reviere) und das Schwarzkehlchen (7 Reviere). Der Neuntöter ist mit 10 Revieren eher untervertreten, möglicherweise beeinflusst durch eine mangelnde Heckenpflege (TRÖSCH 2018).

Neben den bereits erwähnten sensiblen Arten Dorngrasmücke, Schwarzkehlchen, Neuntöter und Heidelerche ist insbesondere noch der Wendehals mit  15-20 Revieren zu nennen. Der Brutbestand im ganzen Kanton Schaffhausen wurde bis in die 1990er-Jahre noch bis max. 10 Paare angegeben (Nabulon et al.,2003). Auch der auf der Roten Liste der gefährdeteten Arten stehende Bluthänfling ist mit über 50 Brutpaaren sehr gut vertreten, was die Bedeutung des ganzen Gebiets zusätzlich unterstreicht.

Buntbrache als Lebensraum u. a. für Schwarzkehlchen und Dorngrasmücke | Hallau, Foto: Stephan Trösch
Brache mit Hecke an der Peripherie der Rebberge Oberhallau | 05.06.2018, Foto: Stephan Trösch
Rebgebiet westlich der Bergkirche St. Moritz in Hallau | 02.11.2020, Foto: Stephan Trösch
Seit mindestens 2014 ist die Heidelerche wieder Brutvogel in den Schaffhauser Rebbergen | Oberhallau, 15.06.2017, Foto: Stephan Trösch
Der Wendehals ist mit max. 15-20 Brutpaaren in den Schaffhauser Rebbergen sehr gut vertreten | Hallauerberg, 21.04.2018, Foto: Stephan Trösch
Die "Rappenhalde" östlich der Bergkirche St. Moritz, Hallau, zu Beginn der Brutzeit | 12.04.2017, Foto: Stephan Trösch

Literaturhinweis

NABULON, T., M. ROOST, A. REICH, U. WEIBEL UND M. WIDMER (2003): Brutvögel im Kanton Schaffhausen, Neujahrsblatt der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen, Nr. 55/2003.

TRÖSCH, S. (2018): Artenliste der Brutvögel in den schaffhauser Rebbergen. Typoskript. ↓↓ Download PDF